Tagebuch

Ein Tag voller Synchronitäten
Am Morgen telefoniere ich – wie so oft – mit einer lieben Freundin. Sie ist jemand, der mir nicht nur ein Lächeln ins Gesicht zaubert, sondern auch Gedanken schenkt, die lange nachwirken. Rosi. Heute sprechen wir über C.G. Jung und seine Gedanken zur Synchronizität – dieser besonderen Übereinstimmung zwischen dem Inneren eines Menschen und dem, was im Außen geschieht.
Ich kenne diese Art
von Gleichklang. Sie tritt dann auf, wenn ich bewusst durchs Leben gehe –
offen, aufmerksam, ohne Hast. Und während ich noch darüber nachsinne, sagt
meine Freundin scheinbar aus dem Nichts:
"Du solltest unbedingt deinen Blog weiterschreiben."
Sie erklärt mir, warum: Weil er berührt, anregt, bewegt. Weil Gedanken in Bewegung geraten – und daraus Taten werden können. Es ist ein schöner Moment, dieser Zuspruch, ohne Anlass, aber mit großer Wirkung.
Wir plaudern weiter über Ausflüge über die Grenzen – Italien, Slowenien. Einfach irgendwo einkehren, sitzen, beobachten, mit Menschen ins Gespräch kommen.
Sie erzählt mir von einer Spelunke voller Uhren, die alle stehen geblieben sind. Und sofort entstehen in meinem Kopf Bilder und Geschichten. Orte, an denen die Zeit stillsteht – keine Hektik, wo Raum entsteht für Stille, für sich selbst, für Worte, die auftauchen dürfen, ganz ohne Eile. Dort will sie heute einkehren, essen, trinken, vielleicht schreiben, was gerade da ist.
Auch wir überqueren
heute die Grenze nach Italien. Eigentlich brauchen wir nur neue Wanderschuhe
für Bernd – aber wie das so ist, entstehen aus Notwendigkeiten manchmal feine
Überraschungen. In meiner Lieblingsboutique durchstöbere ich die untere Etage –
Damenmode. Bernd geht nach oben zur Herrenabteilung.
Ich entdecke eine todschicke Palazzo-Hose. Dunkelblau, kleine Tupfen, luftig
und elegant. Ich will gerade in die Umkleide, da kommt Bernd die Treppe
herunter und sagt mit einem Grinsen:
"Schau mal, wen ich dir mitgebracht habe!"
Vor mir steht Harald – und dann auch noch Marianne. Eine kleine, unerwartete Freude. Nach ein paar Worten geht jeder wieder seiner Wege.
Ich in die Umkleide. Die Hose sitzt perfekt. Ich fühle mich wohl. Schön.
Bernd sieht sie sich an. "Gefällt mir nicht", sagt er.
Ich weiß, dass unser Geschmack verschieden ist. Nicht nur bei Kleidung. Und doch spüre ich, wie seine Kritik mir kurz die Freude nimmt. Ich kaufe die Hose nicht. Nicht, weil sie ihm nicht gefällt. Nicht mal unbedingt wegen meiner Vernunft. Sondern, weil in diesem Moment ein kleiner Schatten über der Begeisterung lag.
Ich erkenne es –
und nehme es nicht übel.
Die Entscheidung war meine. Die Enttäuschung auch. Und die Klarheit danach
ebenso.
Nach dem Bummel und dem erfolgreichen Schuhkauf kehren wir zum Mittagessen in ein typisch italienisches Lokal ein – einfache Küche, gute Zutaten, vertraute Atmosphäre. Wir waren schon oft hier zum Essen.
Während wir dort sitzen, denke ich an die Freundin. Ob sie gerade jetzt auch irgendwo in Slowenien oder Italien in einem kleinen Lokal sitzt, schreibt, isst? Wir hatten nicht darüber gesprochen, wohin sie fährt.
Auf dem Heimweg erledigen wir noch ein paar Einkäufe: Haarseife in der Manufaktur, Sonnenblumenöl in der Mühle, Fläschchen für Tinkturen und Sheabutter für neue Cremes. Alles, was auf dem Einkaufszettel stand, ist abgehakt. Ein gelungener Tag.
In Arnoldstein halten wir noch am Eiscafé – unser Nachtisch. Zwei Kugeln Eis für uns zwei Menschen, die sich über einen schönen Tag freuen können.
Am Abend öffne ich meine E-Mails und Nachrichten. Von der Freundin kommt ein Foto – sie war am Weißenfelser See, ganz in unserer Nähe, auf italienischer Seite.
Eine Bekannte
schickt mir ein Video – eine eindringliche Warnung vor Datenmissbrauch im
Internet. Viel Vorsicht, viel Misstrauen, viel Angst.
Fast zeitgleich tauchen eigene Gedanken in mir auf. Ich merke, wie sich mein
innerer Kompass meldet – sehr klar und befreiend.
Ich habe für mich entschieden:
Angst bekommt erst wieder Platz in meinem Leben, wenn bewiesen ist, dass sie meine Zukunft verbessert.
Klingt streng. Ist
aber heilsam.
Denn das Meiste, worüber ich mir früher Sorgen gemacht habe, ist nie
eingetreten.
Lange glaubte ich, gut vorbereitet zu sein, wenn ich jedes mögliche Szenario
gedanklich durchspiele – aus Sorge, etwas zu übersehen.
Doch vorbereitet war ich nicht.
Nur erschöpft.
Die Sorgen raubten mir den Schlaf, die Freude, die Gegenwart – und wurden doch nie gebraucht.
Mark Twain hat es auf den Punkt gebracht:
"Ich bin ein alter Mann und habe viel Schreckliches erlebt – aber zum Glück ist
das meiste davon nie eingetroffen."
Heute folge ich
einer anderen Haltung:
Kommt Zeit, kommt Rat.
Nicht alles muss sofort durchdacht, erklärt oder durchgespielt werden.
Denn all das Grübeln über ein mögliches Morgen – voller Was-wäre-wenn – nährt am Ende nur Sorgen und Angst.
Und Angst macht kraftlos.
Ich will meine Kraft lieber für das Leben einsetzen – im Vertrauen, dass Klarheit wächst, wenn sie gebraucht wird.
Ich überlege, ob
ich meiner Bekannten auf ihre Nachricht antworte. Nicht mit einem
Gegenargument. Sondern mit einem Gedanken.
Vielleicht inspiriert es sie. Vielleicht nicht.
Ich werde sehen.
Auf dem Sofa mit
einem Tee, denke ich noch einmal an all die kleinen Begegnungen des Tages. An
Gespräche, Uhren, Grenzen, Hosen, Eis.
Und daran, wie viel Sinn das alles macht – wenn man es zulässt.
…der Bekannten schreibe ich nicht. Ich warte auf ein persönliches Treffen – dort finden sich oft die passenderen Worte und der wohltuendere Austausch.

3. November 2024
Warum dieses Tagebuch?
Ich schreibe es, weil ich teilen möchte.
Nicht um zu erklären. Nicht um zu belehren. Schon gar nicht, um Ratschläge zu
geben.
Sondern einfach, um meine Erfahrungen ins Licht zu halten – so wie sie für mich
sind.
Mal klar und ruhig. Mal durcheinander und fragend.
So, wie das Leben eben ist:
Heute regnet es, morgen scheint die Sonne.
Heute denke ich so – und morgen vielleicht schon anders.
Das darf sein, weil ich es mir einfach erlaube.
Ich teile hier einzelne Seiten aus meinem Tagebuch.
Nicht alles.
Nicht immer in der Reihenfolge, wie es entstanden ist.
Nur das, was sich stimmig anfühlt und vielleicht auch für andere etwas sein
könnte.
Denn nicht alles gehört in die Öffentlichkeit – manches braucht einfach ein
stilles Zuhause im Privaten.
Was ich schreibe, hat keinen Anspruch auf Richtigkeit.
Es ist keine Anleitung, kein fertiger Gedanke, keine Meinung, die gelten soll.
Es ist ein Angebot.
Zum Innehalten.
Zum Erkennen von etwas Eigenem im Erleben eines anderen Menschen.
Vielleicht auch ein kleiner Impuls – etwas, das inspiriert oder ermutigt.
Manches geschriebene wirkt vielleicht ziemlich chaotisch.
Denn oft schreibe ich mitten aus dem Moment heraus.
Und ich lerne dabei. Über mich. Über andere. Über das Leben.
Ich glaube, dass wir uns gegenseitig stärken können – nicht durch Perfektion,
sondern durch Echtheit.
Wenn jemand zwischen meinen Zeilen etwas findet, das gut
tut, tröstet, inspiriert oder sogar ermutigt, dann ist das für mich schon viel.
Und wenn nicht – ist das auch in Ordnung.
Nimm dir, was du brauchen kannst.
Lass den Rest liegen.
Alles darf. Nichts muss.
Herzliche Grüße
Roswitha Pietrowski
Kontakt und verantwortlich für den Bloginhalt
roswitha.pietrowski@gmail.com
Wenn Du Anmerkungen oder Fragen zu meinen Beiträgen hast, freue ich mich über deine E-Mail.